In und an den Nationalpark-Bächen ist viel los
Typische wie häufige Fischarten der Nationalparkbäche und –flüsse sind die Bachforelle (Salmo trutta) und die Groppe (Cottus gobio). Dagegen ist das Bachneunauge (Lampetra planeri), eine in Nordrhein-Westfalen gefährdete Art, innerhalb des Nationalparks bisher nur im Fuhrtsbach gefunden worden. Das Bachneunauge ist übrigens kein Fisch, sondern gehört - wissenschaftlich betrachtet - zu den so genannten Rundmäulern, frühen Vorfahren der Fische. So haben die Neunaugen beispielsweise keine Schuppen. Auch wenn der Name anderes vermuten lässt, besitzt das Bachneunauge nur zwei Augen. Es hat aber an jeder Längsseite sieben hintereinander aufgereihte runde Kiemenöffnungen, die zusammen mit dem wirklichen Auge und der Nasenöffnung zu seinem Namen geführt haben. Zu früheren Zeiten war das Bachneunauge in den Eifelbächen häufig und wurde wie die Forelle zum Verzehr gefangen. Inzwischen genießt es wegen seiner Gefährdung in Nordrhein-Westfalen eine ganzjährige Schonzeit.
Bäche locken bestimmte Vogelarten
An nicht zu kleinen Fließgewässern wie Urft, Erkensruhr oder Sauerbach kann man mit etwas Glück typische Vogelarten der Mittelgebirgs-Bachtäler entdecken. Hierzu gehören vor allem die Wasseramsel (Cinclus cinclus) mit ihrer auffallend weiß befiederten Brust, die watend und tauchend ihre Nahrung wie z. B. Larven von Wasserinsekten oder kleine Krebstierchen im Bachbett sucht, und die Gebirgsstelze (Motacilla cinerea), die gleichfalls an den Bächen Insekten, Spinnen und kleine Weich- und Krebstiere sucht. Die Wasseramsel nutzt Steilhänge, Felssimse oder unterspülte Baumwurzeln als Nistplatz, die Gebirgsstelze baut meist in Gewässernähe zwischen Steinen und Wurzeln aus Pflanzenmaterial ihr Nest. Beide Arten nehmen aber besonders an strukturärmeren Flüssen auch gerne künstliche Brutplätze wie Nistkästen oder Mauerlücken an.
Der attraktive Eisvogel (Alcedo atthis) ist ein seltener Brutvogel im Nationalpark. Die meist schmalen Bäche bieten ihm nur wenige kleine Fische, die neben Wasserinsekten, Krebsen oder Kaulquappen seine hauptsächliche Nahrung darstellen. Der Eisvogel ist in seinem Bestand in Nordrhein-Westfalen gefährdet, was mit der schlechten Wasserqualität vieler Flüsse und der Nahrungsarmut wie auch mit der Seltenheit natürlich strukturierter Ufer zusammenhängt. Am liebsten baut der Eisvogel seine Bruthöhle in lehmige steil abfallende Uferböschungen größerer, naturnaher Fließgewässer, die sich unbegradigt frei durch die Aue schlängeln können.
Zur typischen Tierwelt der Mittelgebirgsbäche im Nationalpark Eifel zählen auch die Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) und die Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltoni), zwei in Nordrhein-Westfalen selten gewordene Libellenarten sauberer, sauerstoffreicher Fließgewässer.
Die ihren Namen alle Ehre machende Blauflügel-Prachlibelle kann man an den größeren Bächen besonders gut zwischen Juni und Anfang August finden, wenn die Dunkelblau schillernden Männchen auf der Suche nach paarungsbereiten Weibchen entlang ihrer Reviere auffallende Balzflüge vollführen. Auch noch an sehr schmalen Bächen kann die Zweigestreifte Quelljungfer zu sehen sein. Sie weist einen schwarzen Körper mit auffallenden gelben ringförmigen Streifen auf. Wie alle Libellen muss sie aus ihrem Ei geschlüpft zunächst ein bis mehrere Jahre als Larve untergetaucht in einem Gewässer verbringen (bei ihr sind es 4 bis 5 Jahre, die sie im Bachbett lebt und sich räuberisch von Kleintieren ernährt), ehe sie für eine Saison als voll ausgebildete Libelle mit ihren Flugmanövern beeindrucken kann. Entgegen dem weit verbreiteten Irrglauben stechen Libellen übrigens nicht; man braucht als Beobachter also keine Angst vor ihnen zu haben.
In den Quellen und Quellbächen leben die Larven des Feuersalamanders (Salamandra salamandra), eine Lurchart, die wie die erwähnte Quelljungfer eine schwarz-gelbe Färbung aufweist. Im Gegensatz zu allen anderen Lurchen sind die erwachsenen Feuersalamander reine Landtiere der Laub- und Mischwälder und paaren sich im Trockenen. Das Weibchen trägt die aus den Eiern geschlüpften Embryonen acht bis neun Monate aus, um die Larven im folgenden Frühjahr in fischarmen Oberläufen von Waldbächen abzusetzen. Dort wachsen die Larven innerhalb von drei bis sechs Monaten zu den voll entwickelten Feuersalamandern heran.